Gehwagen und Geo-Caching in Wildflecken

Senioren und Evangelische Jugend waren gemeinsam im Feriendorf Wildflecken

Freizeiten in Wildflecken sind seit Jahrzehnten ein Dauerbrenner für Wilhelmshavener Kinder und Jugendliche. Jetzt reisten Jugendliche und Altenheimbewohner gemeinsam in die Rhön.

Vor Abfahrten nach Wildflecken hat Rainer Claus schon einiges zu hören bekommen. Seit zehn Jahren fährt der Heppenser Pastor mit der Evangelischen Jugend in das CVJM Feriendorf in der Rhön. Aber dieser Satz ist ungewohnt: „Ich kann nur mit nach Wildflecken, wenn wir meinen Gehwagen mitnehmen, “ sagte  die 80 jährige Lisa Zwicker vor der Abfahrt. Schon vor 41 Jahren hat sie in der Küche im Wildflecken-Törn mitgearbeitet. Noch einmal nach Wildflecken zu fahren, das war ihr ein Herzenswunsch und nun fragt sie sich, ob auch alles gut geht.

Senioren und Jugend erleben gemeinsam Wildflecken, hören voneinander und aufeinander. Das ist die Idee von Jörg Bleckwehl und Pastor Rainer Claus. Jörg Bleckwehl organisiert als Einrichtungsleiter regelmäßig Fahrten für den Lindenhof und das Karl-Hinrichsstift. Mit liebevoller Betreuung können dort ältere Menschen mitfahren, die sonst kaum noch mobil sind.

Pastor Rainer Claus fährt seit 10 Jahren mit der Evangelischen Jugend nach Wildflecken und bietet Fahrten für Kinder und Jugendliche an.

Die Kooperation von Heppenser Kirche mit den Altenheimen Lindenhof und Karl-Hinrichsstift ermöglichte nun erstmals Begegnungen von jung und alt, die in dieser Art sonst kaum stattfinden.

Einige jugendliche Mitarbeiter haben gerade Abitur geschrieben und nutzten die freie Zeit für die Fahrt nach Wildflecken. Bei einem Gesprächsabend wird verglichen:  Schulende 1937 und 2011. Konfirmation 1935 und heute.  „Ob die jungen Leute sich noch vorstellen können, wie es ist in einer Diktatur aufzuwachsen,“ fragt ein Teilnehmer in die Runde.

Gustav Busch ist 91 Jahre alt und der älteste Teilnehmer. Als er hört, dass Keno Wollnik als jüngster Teilnehmer 18 Jahre alt ist, sagt er: „da war ich gerade mit dem Schiff unterwegs nach Westindien.“ Und schon werden Lebensgeschichten und Lebenspläne ausgetauscht.

Hans Kensziora wurde 1940 evakuiert und kam als 10-jähriger Junge in die Rhön. Bei einem gemeinsamen Besuch des Kreuzberg Klosters ist er sehr berührt von den Erinnerungen: „ Es ist als ob ein Lebensfilm abläuft.“

Die Jugendlichen erzählen von ihrer ehrenamtlicher Arbeit in den Wildflecken-Camps und Filmausschnitte  vermitteln den Älteren, wie die Camps im Sommer aussehen wird, wenn sich wieder über 350 Kinder und Jugendliche auf den Weg in die Rhön machen. Die Senioren sind beeindruckt von der Kinder-und Jugendarbeit und von den jungen Menschen, die das auf die Beine stellen.

Gemeinsam essen und singen, feiern und tanzen, Andacht und Lagerfeuer standen auf dem Programm, aber auch getrennte Wege. Während die Älteren durch die Kurhallen von Bad Brückenau wandelten,  testete die Jugend das Geo-Caching, eine Form der satellitengestützen Schatzsuche.  Ein Angebot, das es im Sommer im Kindercamp geben wird.

In der Abschluss-Runde wurde deutlich, dass alle einen Schatz gefunden haben: die gemeinsame Zeit in Wildflecken.

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